In den USA zerstört die Politik gerade die moderne Medizin. Europa schaut zu. Besonders erstaunlich ist das Schweigen linker und grüner Politiker, die sonst gerne gegen Trump feuern.
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In den USA zerstört die Politik gerade die moderne Medizin. Europa schaut zu. Besonders erstaunlich ist das Schweigen linker und grüner Politiker, die sonst gerne gegen Trump feuern.

Der amtierende US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. (RFKjr) leitet eine medizinische Zeitenwende ein: Er stellt modernste Forschungsprogramme ein, entlässt tausende Wissenschaftler, hebt Impfprogramme auf und blockiert die Zulassung moderner Medikamente und Impfstoffe. Kennedy ist seit Jahrzehnten Impfgegner, AIDS-Leugner, Chemtrail-Anhänger und Verfechter pseudomedizinischer Theorien.
Was Impfstoffe betrifft, vertritt er Positionen, wie man sie sonst unter Esoterikern oder Verschwörungstheoretikern findet: Er lehnt die Masernimpfung ab und behauptet, das quecksilberhaltige Konservierungsmittel Thimerosal verursache neurologische Störungen bis hin zu Autismus – ein längst widerlegter Mythos. Ebenso behauptet er, WLAN öffne die Blut-Hirn-Schranke und lasse schädliche Substanzen ins Gehirn eindringen.
Im Jahr 2023 erklärte Kennedy auf einer Pressekonferenz, das Coronavirus sei eine biochemische Waffe, die aschkenasische Juden und Chinesen verschone. Unter Trump propagiert er zudem eine widersprüchliche Ernährungslehre: keine pflanzlichen Öle, keine „Chemie“ (gemeint sind Zusatzstoffe), dafür Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel, Ivermectin und sogar Ketamin und Ecstasy. Auch Rohmilch, unbehandeltes Wasser und der Verzicht auf moderne Medizin gehören zu seinem Konzept. Er verspricht nicht weniger als das Ende chronischer und psychischer Erkrankungen.
Dennoch genoss Kennedy lange Zeit Unterstützung von europäischen Umwelt-NGOs und grünen Parteien. Als Umweltanwalt gefeiert, wurde er ins EU-Parlament eingeladen – etwa zu einem Hearing zum Thema Glyphosat.
Kennedy könnte ähnlich in die Geschichte eingehen wie Trofim Lyssenko oder Vandana Shiva – zwei Ideologen, deren Einfluss auf Wissenschaft und Politik verheerende Folgen hatte.
Lyssenko bestimmte die Agrarpolitik der kommunistischen Staaten. Seine Lehre: Nur Umweltbedingungen, nicht Gene, bestimmten die Eigenschaften von Organismen. Das passte perfekt zur kommunistischen Idee, dass man mithilfe von Erziehung und Parteidisziplin binnen kürzester Zeit einen „neuen Menschen“ schaffen könne.

Lyssenkos Irrlehren kosteten tausenden Forschern ihre Stellen – einige Hundert sogar das Leben – und warfen die betroffenen Länder in Forschung und Innovation um Jahrzehnte zurück. Zusammen mit der Zwangskollektivierung und dem chinesischen „Großen Sprung nach vorn“ verlor die Landwirtschaft in China und im Ostblock ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Missernten.
Regionale Ernteausfälle wurden so zur Katastrophe: Hungersnöte, die in der Sowjetunion und in China zwischen 30 und 50 Millionen Menschen das Leben kosteten.
Ähnlich verhielt es sich mit Vandana Shiva, einer indischen Aktivistin, die seit den 1990er-Jahren wachsenden Einfluss auf Umweltbewegungen und grüne Parteien in Europa und den USA gewann. Sie war maßgeblich an internationalen Abkommen beteiligt, die die genetische Forschung bis heute weltweit behindern.
Shiva vertritt eine krude Mischung aus Feminismus, Ökologie und Naturreligion – ein ganzheitlicher Ökofeminismus, der Frauen als spirituelle Mittlerinnen zur „Mutter Erde“ versteht. Für sie ist Gentechnik eine „Vergewaltigung der Erde“, Mineraldünger gleichbedeutend mit Chemiewaffen und Zyklon B.
Unter dem Label „Agrarökologie“ propagiert sie eine esoterisch aufgeladene Alternative zur modernen Landwirtschaft: keine Pestizide, keine Gentechnik, keine Hochleistungssorten – stattdessen Bio-Anbau und kleinbäuerliche Strukturen, kombiniert mit angeblich „altem Wissen“ und quantenphilosophischen Ideen.

Ihre Ratschläge für eine Landwirtschaft ohne „Chemie und Gene“ trugen im Jahr 2022 in Sri Lanka entscheidend dazu bei, dass das Land durch katastrophale Missernten in eine Wirtschaftskrise gestürzt wurde.
Noch heute, 2025, haben die Ernteerträge in Sri Lanka beim Grundnahrungsmittel Reis nur 50 Prozent des Niveaus vor der Krise erreicht und auch die für Devisen wichtige Tee-Ernte liegt noch immer unterhalb des Niveaus vor der Krise.
Trotzdem wurde sie mit zahlreichen Preisen – wie dem Alternativen Nobelpreis – geehrt, zur UN-Beraterin ernannt und als Festrednerin auf grüne Parteitage eingeladen. Zugleich war sie regelmäßig Gast auf Kennedys Webseite „The Defender“, eine Plattform für Impfgegner und Verschwörungstheoretiker. Shiva unterstützte Kennedy beim Wahlkampf. Beide warnen vor den „globalen Eliten“ und befürchten einen „Great Reset“.
Die grüne Lobby in Europa sah schweigend zu. Auch als Kennedy und Shiva während der Corona-Pandemie ins Lager der Impfgegner wechselten und gegen die mRNA-Impfung wetterten, distanzierten sich grüne Politiker und NGOs nicht. Renate Künast etwa schrieb ein Vorwort zu ihrer Biografie – und bezeichnete Shiva darin als „Vorbild“.
Das grüne Milieu teilt viele Grundannahmen und Feindbilder mit Shiva und Kennedy: Die Verteufelung von Gentechnik, „Big Pharma“, des westlichen Kapitalismus und Konzernen wie Bayer oder Monsanto. Die gemeinsame Vision: regenerative Landwirtschaft, Bioanbau und Ernährungswende.
Erst als Kennedy auf einer Querdenker-Demo in Berlin sprach und später von Trump zum Gesundheitsminister ernannt wurde, entstand zögerliche Distanz. Künast kommentierte das lapidar: „Da schaue ich staunend drauf.“
Was bei den Grünen bis heute ausblieb: eine echte Auseinandersetzung. Vielleicht, weil sie zu viele Lebenslügen erschüttern würde – bei Politik, Medien und NGOs gleichermaßen.
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