Eine amerikanische Modemarke mit dem Namen “American Eagle” lobte in einem Jeans-Werbespot ironisch die Gene einer attraktiven, blauäugigen Schauspielerin mit blonden Haaren. Es folgte ein tagelanger Shitstorm. Der Vorwurf: Die Jeansmarke reproduziere Nazi-Eugenik.
Nach Auffassung woker Aktivisten lauert der Rassismus hinter den harmlosesten Dingen, etwa in der Mathematik, im Wandern, in schwarzen Löchern oder sogar Schuhen. Die Liste der diskriminierenden Alltagsgegenstände hat sich diese Woche im Zuge eines Shitstorms, der tagelang die Gemüter auf Social Media erhitzte, um eine Sache erweitert: Jeans.
Blond, blauäugig, rassistisch
Genauer: Jeans der Marke „American Eagle“, die von der Schauspielerin Sydney Sweeney in einem provokanten Werbe-Clip präsentiert wurde. Der Aufreger: die Doppeldeutigkeit in der Aussprache zwischen „jeans“ und „genes“ (englisch: Gene).
„Genes are passed down from parents to offspring, often determining traits like hair color, personality and even eye color“, spricht die 27-Jährige in dem Social-Media-Clip in äußerst lasziver Weise in die Kamera. Auf Deutsch: „Gene werden von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben und beeinflussen oft Merkmale wie Haarfarbe, Charakter und sogar die Augenfarbe.“
Wer blonde Gene feiert, glorifiziert Nazi-„Eugenik“
Und dann: „My jeans are blue.“ Auf deutsch: „Meine Jeans sind blau“, bevor eine Stimme aus dem Off ruft: „Sidney Sweeney has great jeans.“ Was sich das Modelabel mit dieser Darstellung erhoffte, trat prompt ein: ein Shitstorm, angeführt von linken Netz-Aktivisten, die ein Problem mit „Weißsein“ haben. Das Wortspiel zwischen „Genen“ und „Jeans“, so beschwerten sich die Aktivisten, erinnere an die von den Nationalsozialisten verwendete Eugenik, in der blauäugige, blonde und weiße Menschen als Herrenrasse glorifiziert werden.
Dazu muss man wissen: Der Ausdruck „good genes!“ bezeichnet im Englischen, dass man schöne Eigenschaften seiner Vorfahren geerbt hat. Er ist gleichbedeutend mit dem deutschen Ausruf „ganz die Mutter“ oder „ganz der Vater.“ Kurz: Es ist auf mehreren Ebenen klar, dass man hier an der Durchführung eines simplen Werbe-Gags – und nicht an der Einführung einer neuen Rasseideologie – interessiert ist.
Weißsein ist des Teufels
Dem Jeans-Hersteller tatsächlich die Eugenik der Nazis vorzuwerfen, weil er – relativiert von rhetorischer Doppeldeutigkeit – die Gene einer schönen blonden Frau lobt, ist nicht nur absurd. Der Fall zeigt auch, wie leichtfertig Aktivisten mittlerweile mit Begriffen um sich werfen, die die grausamsten Verbrechen der Menschlichkeit bezeichnen – nur um einen inhaltslosen Kulturkampf zu führen, der sich gegen jeden wendet, der es wagt, Weißsein nicht per se als Kolonialrassismus abzuwerten.
Aktien von American Eagle stiegen an
Die Marke „American Eagle“ bestritt die Vorwürfe und bewarb die Jeans im Anschluss auch mit einer dunkelhäutigen Frau auf Instagram. Dazu schrieb sie, dass auch diese Frau „great jeans“ der Marke „American Eagle“ anhabe. Eins ist jedenfalls klar: Durch die ganze Aufregung stiegen die Aktien des Konzerns kurzfristig um 25 Prozent. Also alles richtig gemacht.